Angesichts der weiterhin guten gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen hebt der Handelsverband Deutschland (HDE) seine Prognose für das Umsatzwachstum im deutschen Einzelhandel auf plus zwei Prozent an. Dabei legt vor allem der Online-Handel zu. Potenzial für die Branche sieht der HDE in einem funktionierenden EU-Binnenmarkt und im grenzüberschreitenden Handel. Um die Chancen optimal nutzen zu können, müsse der einheitliche Binnenmarkt an einigen Stellen aber noch gestärkt werden.

„Die Rahmenbedingungen für den Einzelhandel sind gut. Die Reallöhne steigen, die Erwerbstätigkeit ist hoch und die Inflation gering“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Dementsprechend zeigt die HDE-Umfrage unter 900 Handelsunternehmen ein positives Bild: So wird die aktuelle Lage im ersten Halbjahr von den Unternehmen etwas besser bewertet, als noch im Vorjahr. Für das zweite Halbjahr rechnen 41 Prozent der Befragten mit einem Umsatzplus. Besonders optimistisch sind dabei die Multichannel-Händler – also Betriebe, die sowohl im stationären Laden als auch über das Internet verkaufen: In diesem Bereich rechnen 61 Prozent der Unternehmen mit einer Steigerung ihrer Online-Umsätze. Mit Blick auf diese Daten hebt der HDE seine Umsatzprognose für das Jahr 2015 um einen halben Prozentpunkt auf plus zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr an. Damit werden nach HDE-Einschätzung die Einzelhandelsumsätze in diesem Jahr bei 469 Milliarden Euro liegen. Allein im Online-Handel werden dabei 41,7 Milliarden Euro umgesetzt. Das entspricht im Vorjahresvergleich einem Plus von zwölf Prozent.

„Das Wachstumspotenzial für den Einzelhandel insgesamt bleibt trotz sehr günstiger Rahmenbedingungen begrenzt. Chancen liegen aber noch im europäischen Binnenmarkt“, so Genth. Ein Problem für den Online-Handel seien dabei aber die oft sehr unterschiedlichen Regelungen in den einzelnen Nationalstaaten. Der HDE setzt sich deshalb beispielsweise beim Datenschutz für eine stärkere Harmonisierung der Vorschriften ein, um so die Rechtssicherheit für die Händler zu erhöhen. Auch stationäre Unternehmen, die in andere EU-Länder expandieren wollen, stoßen laut HDE vor allem in Osteuropa immer wieder auf Diskriminierungen. „Die EU-Institutionen müssen den einheitlichen Binnenmarkt stärken und in der Praxis durchsetzen. Nur dann kann der Handel die Chancen nutzen“, so Genth weiter.