„Wir richten uns beim Streben nach Nachhaltigkeit in unseren Geschäftsprozessen von der Bezugsquelle zum „point of sale“ nach drei Säulen: Ökonomie, Ökologie und Soziales“, so fasste Ansgar Lohmann, bei der KiK Textilien & Non-Food GmbH Manager Environment & Supply Chain, den hohen Stellenwert der Nachhaltigkeit in seinem Unternehmen zusammen. „Nachhaltigkeit in der Handelslogistik – Chancen und Grenzen“, so lautete das Oberthema des 5. BranchenForums HandelsLogistik.NRW – organisiert vom Logistikcluster NRW und dem Verband Verkehrswirtschaft und Logistik NRW e.V. (VVWL) in Zusammenarbeit mit dem Handelsverband NRW und der IHK zu Dortmund.

Aus Sicht der IHK zu Dortmund ist Nachhaltigkeit ein Erfolgsrezept. „Nachhaltigkeit rechnet sich! Sowohl auf der Kostenseite als auch beim Wettbewerb um Arbeitskräfte profitieren Unternehmen, die konsequent auf nachhaltige Strategien setzen“, so Stefan Peltzer, IHK-Referatsleiter für Verkehr und Logistik.

Die Referenten des BranchenForums HandelsLogistik NRW am 24. Februar 2014 in Dortmund

Die Referenten des BranchenForums HandelsLogistik NRW am 24. Februar 2014 in Dortmund

65 Prozent der Waren der Firma KiK werden aus Übersee, vernehmlich Asien, bezogen und hier erfolgt der Transport nahezu vollständig per Seeschiff und umfasst rund 18.000 TEU pro Jahr. Im Nachlauf, werden nur 5 Prozent per Lkw ab der Küste nach NRW transportiert. 95 Prozent  gehen hingegen über Rotterdam und auch Antwerpen, und zwar per Binnenschiff (65 Prozent) oder Eisenbahn (30 Prozent) insbesondere über den Hinterland-Hub Duisburg nach Bönen. Bei den Beschaffungen aus Europa spielt allerdings der Lkw noch eine recht große Rolle, hier arbeite man aktuell an Transportalternativen. Grenzen für andere Verkehrsträger-Konzepte sieht Ansgar Lohmann jedoch in der Distributionslogistik, hier finde sich aktuell zur Straße keine Alternative. Bei einer zunehmenden „modischen Ausrichtung“ des Hauses mit stärker wechselnden Kollektionen, seien die Anforderungen aber nicht immer mehr logistisch mit dem zeitaufwendigen Schiffstransport vereinbar. Das brächte auch die (teurere) Luftfracht verstärkt ins Spiel.

„Nachhaltigkeit ist für ein Textilhandelsunternehmen,wie den Münsterländer Textilfilialisten Ernsting`s Family GmbH & Co. KG, kein Differenzierungsmerkmal mehr, sondern angesichts der klaren Kundenpräferenzen ein ‚Hygienefaktor‘ und somit essenziell“, brachte Holger Henning, Leiter Logistik bei Ernsting`s Family den praktischen Stellenwert der Nachhaltigkeit auf den Punkt. Nachhaltigkeit muss sich „rechnen lassen“, dieser ökonomische Ansatz bei dem Thema ist für Holger Henning auch völlig legitim und zielführend. Es gäbe nicht nur im Handel noch genügend Unternehmen, die von ihrem Selbstverständnis her und nicht allein Kunden getrieben verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln auch für Umfeld und Gesellschaft ganz nach vorne stellen. Dies gelte auch für das Thema CSR (Corporate Social Responsibility), bei dem man, so Henning, lange die eigenen Waren-Bezugsquellen „nicht auf dem Schirm“ hatte.

Gerhard Kunkel, Betriebsleiter EDEKA Handelsgesellschaft Rhein-Ruhr mbH, schilderte konkrete praktische Maßnahmen seines Hauses zur Steigerung der ökonomischen und ökologischen Nachhaltigkeit. So konnten durch Flotten-Telematik-Lösungen und Fahrertrainings die Verbräuche der 230 Lkw starken Flotte um jeweils vier Liter/100 km gesenkt werden. Dabei sind für Gerhard Kunkel Effizienz und Kosten zwar ein wichtiger Antrieb beim Thema „Nachhaltigkeit“, aber es gehe auch um Profilbildung und Kundenorientierung. Er hegt die Hoffnung, dass das Thema bis in zehn Jahren im positiven Sinne abgearbeitet sein wird.

Markus Hendricks, GF Gesellschafter der Hendricks Int. Spedition GmbH & Co. KG, verbindet den Begriff „Nachhaltigkeit“ vor Allem mit dem „langfristigen Wirtschaften“, das eine klassische Eigenschaft des inhabergeführten Mittelstandes sei. Die zunehmende „digitale Logistik“ im Gefolge des Multi-Channel-Vertriebes führe hier zu neuen Herausforderungen: „Der Trend bewirkt zunehmende ‚Spitzenlasten‘, etwa Montags nach den vielen Internet-Bestellungen vom Wochenende“, beschreibt Markus Hendricks die dadurch ansteigenden logistischen Abläufe insbesondere in der „letzten Meile“.

Mit der dritten Dimension der Nachhaltigkeit, dem Erfolgsfaktor Mensch und Soziales in der Handelslogistik, befasste sich Sabine Schult-Kündgen, Leiterin des Bereichs Personalmanagement Vertrieb und Logistik der Galeria Kaufhof GmbH. Die sich demografisch bedingt ändernden Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden der Hauses, die Folgen daraus für das Handelssortiment und für die Sicherung der Personalbasis bestimmten und bestimmen die getroffenen personalpolitischen Weichenstellungen der Galeria Kaufhof GmbH. Sabine Schult-Kündgen beschrieb ein überzeugendes Tableau an Maßnahmen zur Steigerung der Arbeitsplatzattraktivität und Deckung des Bedarfs an Mitarbeitern, zur Mitarbeiterbindung und -führung, zum Gesundheitsmanagement und zur Berücksichtigung der Vielfalt. Der Erfolg: 84 Prozent der Azubis in der Logistik werden bislang übernommen, betriebliche Vereinbarungen und bedarfsorientierte Qualifizierungen mit dem Fokus auf die relevanten Kernfelder erhöhen die Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit.

Andre Theilmeier-Aldehoff, Geschäftsführer der mittelständischen Spedition Frankenfeld GmbH, setzt bei der Sicherung der Mitarbeiterbasis auf die klassischen Tugenden des Mittelstandes. „Unser Ansatz ist, immer sehr nah an den Mitarbeitern zu sein, sehr verlässlich und fair zu sein und für eine transparente, aber auch zielorientierte Kommunikationskultur im Unternehmen zu sorgen“, so Andre Theilmeier-Aldehoff. Er sieht dabei das einzelne Unternehmen in Bezug auf Imagebildung und PR vor Ort gefragt, aber angesichts der begrenzten eigenen Ressourcen sei die professionelle Unterstützung durch Verbände oder ähnliche Institutionen hierbei erforderlich, wie das Bespiel FahrerFinder des Bildungswerkes BVWL des Verbandes Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen e.V. (VVWL) zeige.

Rainer Gallus, Geschäftsführer des Handelsverbandes Nordrhein-Westfalen e.V., sieht eine wichtige Rolle seines Verbandes in der Sensibilisierung und Unterstützung  der eigenen Mitgliedsunternehmen und auch des Umfeldes für das Thema „personelle Nachhaltigkeit“. So sei das Ausbildungsengagement in kleineren Handelsbetrieben groß, die Ressourcen für eine nachhaltige Personalentwicklungsstrategie fehlten im Tagesgeschäft aber oftmals. Die Qualifizierung der Mitarbeiter, gerade auch derjenigen in Teilzeit oder in geringfügiger Beschäftigung, stelle hierbei einen wichtigen Baustein dar. Neue Weiterbildungsinstrumente ermöglichen dabei ein arbeitsplatznahes Lernen bei geringer Ausfallzeit in kompakten Lerneinheiten. Ihre Anwendung gerade in kleineren und mittleren Einzelhandelsfirmen testet der Handelsverband aktuell im Rahmen von regionalen Pilotprojekten.

Dagegen sieht Sandra Mortsiefer von der Dr. Mortsiefer Management Consulting GmbH das Thema „Nachhaltige Personalentwicklung“ nach ihren Erfahrungen unabhängig von der jeweiligen Unternehmensgröße. Dies hätte das von Mortsiefer zusammen mit Unterstützung des Logistikclusters und des VVWL durchgeführte Projekt „ipl – Intelligentes Personalmanagement in der Logistik“ mit 40 beteiligten Firmen gezeigt. Mit den klassischen „Grundtugenden“ gute Führung, gute firmeninterne Kommunikation und gute Arbeitsorganisation komme man bei der Sicherung und Bindung der Mitarbeiterressourcen schon recht weit, so Sandra Mortsiefer. Einig waren sich alle Referenten, dass die „Nachhaltigkeit“ in ihren drei Facetten Ökonomie, Ökologie und Soziales/Personal auch noch in 10 Jahren Handel und Logistik beschäftigen wird und alles Andere als ein „Mode- oder Beraterthema“, sondern heute und morgen ein Thema der praktischen Geschäftsprozesse ist .

Über das LogistikCluster NRW
Für das LogistikCluster NRW hat sich der LOG-IT Club e.V. als Trägerverein mit dem Verband Verkehrswirtschaft und Logistik NRW zusammengeschlossen. Gefördert wird das Projekt vom Ministerium für Wirtschaft, Energie,Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes NRW sowie der EU. Das LogistikCluster NRW ist Teil der NRW-Clusterpolitik unter der Dachmarke Exzellenz.NRW Ziel ist es, die Kräfte in der Logistikwirtschaft in NRW zu bündeln und eine aktive Logistik-Community in NRW zu bilden. NRW soll zum Logistikstandort Nr.1 in Europa weiterentwickelt werden. Dazu werden in den kommenden Jahren vielfältige Aktivitäten durch das Clustermanagement Logistik umgesetzt. Eine aktive Teilnahme an dem Netzwerk ist durch die Mitgliedschaft im LOG-IT Club e.V. möglich, derzeit sind schon fast 250 Unternehmen und Institutionen aktiv als Mitglied dabei.

Der Handelsverband NRW
Der Einzelhandel ist in Nordrhein-Westfalen der drittgrößte Wirtschaftszweig und ein verlässlicher Job-Motor. Der Handelsverband NRW vertritt als Interessen-, Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband über 100.000 Einzel-handelsbetriebe jeglicher Unternehmensform und -größe, die im Jahr rund 93 Milliarden Euro Umsatz und damit gut ein Viertel des gesamten deutschen Einzelhandelsumsatzes erwirtschaften. Mit über 750.000 Beschäftigten und Auszubildenden ist der Einzelhandel in NRW darüber hinaus einer der wichtigsten Arbeitgeber und Nachwuchsförderer: Jeder zehnte Arbeitsplatz im einwohnerstärksten Bundesland wird durch die Branche zur Verfügung gestellt.

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