Zur Lage des Einzelhandels in Nordrhein-Westfalen äußerte sich heute in Düsseldorf Dr. Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Nordrhein-Westfalen (HV NRW). Anlässlich der Konjunktur-Pressekonferenz berichtete er über den Verlauf des vergangenen Jahres und wagte eine eher optimistische Prognose für das laufende Geschäftsjahr. Außerdem stellte er die Ergebnisse einer landesweiten Konjunkturumfrage vor.

Etwa 92,8 Milliarden Euro Umsatz erzielte der Einzelhandel 2011 in Nordrhein-Westfalen. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer nominalen Steigerung von 1,6 Prozent. Preisbereinigt wurde also die prognostizierte „schwarze Null“ erreicht.

Die Umfrageergebnisse zum Verlauf des zweiten Halbjahres 2011 zeigen, dass rund zwei Drittel der befragten Einzelhändler (69 Prozent) die Geschäftslage im zweiten Halbjahr gegenüber demjenigen in 2010 als besser oder konstant beurteilten, 31 Prozent (Vorjahr 27 Prozent) hatten eine Verschlechterung zu verzeichnen. Die Umfrage bestätigt also Meldungen, nach denen in einigen Bereichen weniger zufriedenstellende Ergebnisse zum Jahresende erreicht wurden. Überwiegend positiv gestaltet sich hingegen die Beschäftigtensituation im Einzelhandel. Bald jeder fünfte Betrieb (17 Prozent) berichtet von zusätzlichen Einstellungen. Damit übererfüllte der NRW-Einzelhandel seine eigene Prognose aus dem ersten Halbjahr, wonach 14 Prozent der Betriebe Einstellungen planten. Drei Viertel der Betriebe schlossen das Jahr mit gleicher Beschäftigtenzahl. Insgesamt beschäftigt der Einzelhandel in NRW über 700.000 Menschen – überwiegend in sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen.

Der Blick auf das laufende Geschäftsjahr fällt verhalten optimistisch aus. Mit einer Verbesserung der Geschäftslage rechnet laut Umfrageergebnis jeder dritte Betrieb, knapp die Hälfte geht von einer Entwicklung auf Vorjahresniveau aus. Positiv bleibt auch hier das Bild der Beschäftigungssituation: Die deutliche Mehrheit der befragten Unternehmen plant auf gleichem (87 Prozent) oder gar auf höherem (6 Prozent) Personalniveau, lediglich jeder siebte Befragte (7 Prozent) schließt Entlassungen nicht aus.

Die robuste Konsumentenstimmung, ein stabiler Arbeitsmarkt und moderat steigende Preise geben Anlass für eine optimistische Grundhaltung. So rechnet der HV NRW für das Jahr 2012 mit einem positiven Umsatztrend und Zugewinnen von nominal 1,5 Prozent. Die Frage nach der Konjunkturstabilität vor dem Hintergrund der nach wie vor schwelenden Euro-Krise und steigender Energie- und Spritpreise sowie die Unsicherheit, welcher Anteil einer Kaufkrafterhöhung dem Einzelhandel zugutekommt, lassen die Einschätzung vorsichtig ausfallen.

Vor dem Hintergrund der aktuellen landespolitischen Entwicklungen und den im Mai anstehenden Landtagswahlen betont Dr. Peter Achten nochmals die enorme Wichtigkeit verlässlicher Politik für den NRW-Einzelhandel:

„Für den NRW-Einzelhandel ist eine verlässliche Landespolitik das A und O. In NRW wird ein Viertel des bundesdeutschen Einzelhandelsumsatzes getätigt. Um auch weiterhin erfolgreich am Markt agieren zu können, benötigt der Einzelhandel eine handlungsfähige Landesregierung und verlässliche Rahmenbedingungen für Investitions- und Planungssicherheit. Das betrifft zum einen die landesplanerische Steuerung: Einzelhandelsansiedlungen auf der „grünen Wiese“, also vor den Toren der Stadt, dürfen nicht länger zum Spielball von Investoren werden, die an dieser Stelle auf vielen Tausend Quadratmetern zentrenrelevante Waren anbieten möchten und damit die gewachsenen Strukturen in den kommunalen Zentren gefährden. Wir begrüßen also den im März angekündigten Kabinettsbeschluss zur – vom Handel händeringend erwarteten – Novellierung des Landesentwicklungsplans für NRW, insbesondere zur Ansiedlung von großflächigem Einzelhandel außerhalb der Innenstädte, außerordentlich. Aber auch das Thema Ladenöffnungsgesetz (LÖG) spielt eine große Rolle, wenn es um verlässliche Rahmenbedingungen geht – das hat die Debatte der letzten Monate gezeigt. Das gegenwärtig gültige LÖG funktioniert für Händler und Verbraucher gleichermaßen gut und es unterstützt den stationären Einzelhandel in der Konkurrenzsituation zu den nahen Niederlanden und dem Internethandel, der keine Verkaufseinschränkungen durch gesetzliche Öffnungszeiten kennt.“

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