Der Einzelhandel in Nordrhein-Westfalen zeigt sich angesichts der heutigen Meldung von Information und Technik NRW als statistisches Landesamt besorgt. „Wenn die Statistiker von IT.NRW von einem historischen Tiefstand bei der Zahl der Auszubildenden in NRW sprechen, sollte uns das die Augen öffnen“, mahnt Dr. Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes NRW (HV NRW). Nicht nur der demografische Wandel und geburtenschwache Jahrgänge setzen die ausbildenden Wirtschaftsunternehmen bei der Suche nach geeigneten Berufseinsteigern unter Druck. Auch der zunehmende Akademisierungsgrad erschwert den Betrieben die Suche nach passenden Kandidaten. „Die Ausbildung als möglicher erster Schritt auf der Karriereleiter muss wieder einen Platz in der Mitte der Gesellschaft finden“, fordert Achten und weiter: „Das duale Ausbildungssystem in Deutschland ist ein Export-Schlager, das von vielen Ländern adaptiert wird. Wir täten also gut daran, der Ausbildung in Deutschland einen angemessenen Stellenwert einzuräumen!“ Gerade vor dem Hintergrund der zunehmenden Zahl von Abiturienten und Hochschulzugangsberechtigten müsse viel mehr über die guten Chancen informiert werden, die die berufliche Bildung eröffne. Bessere Berufsorientierung an Gymnasien könnte dabei zudem einen wirksamen Beitrag zur Reduktion der viel zu hohen Zahl an Studienabbrechern leisten.

Der Einzelhandel in NRW zählt seit Jahren mit den beiden Kernausbildungsberufen Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel und Verkäufer/-in zu den beliebtesten Ausbildern im viertgrößten Bundesland. Rund 36.000 junge Menschen absolvieren ihre Ausbildung im nordrhein-westfälischen Einzelhandel – und legen damit einen wichtigen Grundstein für ihre Zukunft. „Die sprichwörtliche Karriere mit Lehre ist im Einzelhandel real“, sagt Achten. Rund 80 Prozent der Führungskräfte in der Branche werden aus den eigenen Reihen rekrutiert. Damit sind überdurchschnittlich viele leitende Angestellte im Handel beruflich qualifiziert.

Aber auch den Handel selbst sieht der NRW-Verbandschef in der Pflicht: „Es ist unsere Aufgabe als Händler, Unternehmer und Ausbilder, intensiv über unsere Beschäftigungs- und Entwicklungsperspektiven  zu informieren. Und es ist zudem unsere Aufgabe, die Aus- und Fortbildung in Handelsberufen attraktiv, modern und bedarfsgerecht zu gestalten.“ Aus diesem Grund arbeite der Dachverband des deutschen Einzelhandels, der Handelsverband Deutschland (HDE), derzeit mit den entscheidenden Partnern aus der Berufsbildungspolitik an der Modernisierung der beiden Kernausbildungsberufe im Einzelhandel und setzt sich zudem aktiv für die Einführung des neuen Ausbildungsberufs Kaufmann/frau im eCommerce ein. Ergänzt werden soll der neue Ausbildungsberuf durch den neuen Fortbildungsberuf Fachwirt/in für eCommerce.