Der Einzelhandel ist elementaren Umbrüchen unterworfen: eCommerce und mobiles Internet verändern das Einkaufen, zudem stellt der demografische Wandel die Branche vor weitere Herausforderungen und Aufgaben. Sehen die einen optimistisch in die Zukunft, blicken die anderen eher bange auf die kommenden Jahre. Grund genug für den Rheinischen Einzelhandels- und Dienstleistungsverband (REHDV), gemeinsam mit rund 150 Gästen und Boris Hedde, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung (IFH) Köln, einen Blick in die Zukunft zu werfen: Wie sehen unsere Städte im Jahr 2020 aus?

„Demografie und Digitalisierung führen zu einem bedeutenden Strukturwandel im Handel“, umriss Boris Hedde, Geschäftsführer des IFH Köln, in seinem Vortrag im Rahmen der REHDV-Traditionsveranstaltung „Unternehmer im Dialog“ die gegenwärtige und zukünftige Situation im NRW-Einzelhandel. Nicht nur das crossmediale Kaufverhalten der Konsumenten stelle dabei eine Herausforderung für die Unternehmen dar, sondern auch die abnehmende Frequenz in den innerstädtischen Einkaufsstraßen. „In die Zukunft blickend muss gesagt werden, dass die Zahl der stationären Geschäfte bis 2020 abnehmen wird“, so die Prognose des Handelsexperten – abgeleitet aus den Ergebnissen der IFH-Studie „Handelsszenario 2020“. Doch Hedde machte den anwesenden Händlern und Dienstleistern auch Mut und appellierte an sie, Multichannel-Handel mit entsprechenden Vertriebsstrategien als zukunftsweisende Strategie zu begreifen: „Der Zeitpunkt für eine Strategieadaption ist jetzt! Spätestens seit dem Jahr 2013 wird sich der stationäre Handel mit massivem Wettbewerb aus dem Onlinehandel konfrontiert sehen.“

Auch in der nachfolgenden Podiumsdiskussion ging es um die Zukunft der Innenstädte. Die Teilnehmer – neben Boris Hedde – Sabine Kuch (Haus der Braut, Mönchengladbach), Sebastian Diehl (Emma’s Enkel, Düsseldorf), Pascal Kremp (Pinetco, Wuppertal), Björn Musiol (REHDV) und Armin Schnieber (contools, Engelskirchen) diskutierten u.a. mit Moderator Ralf Jüngermann, Redaktionsleiter der Rheinischen Post in Mönchengladbach, ob Innenstädte denn ohne Internet überhaupt noch möglich seien. Schnell wurde deutlich, dass sowohl die eCommerce-Dienstleister als auch Einzelhändler deutlich sehen, dass mit dem mobiler werdenen Internet stationärer und Online-Handel noch stärker verknüpft werden müssen. Bereits heute nutzen 80 Prozent der Zwölfjährigen internetfähige Smartphones. Damit wachse eine Kundengeneration heran, die beim Einkaufen reale und virtuelle Angebote ganz selbstverständlich kombiniert sehen möchte. Doch sei die Branche nicht allein in der Pflicht, die Existenz des Innenstadt-Handels mit internetfähigen Angeboten zu sichern. Auch Städte und Kommunen seien aufgerufen, hier nachzuziehen und den Besuch der Innenstädte z.B. durch öffentlich zugängliches W-Lan attraktiver zu gestalten.

Dr. Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Rheinischen Einzelhandels- und Dienstleistungsverbandes, fasste den Abend positiv zusammen: „Was der Einzelhandel gerade durchlebt, ist kein Wandel, sondern eine grundlegende Umwälzung, der wir uns stellen müssen. Wichtig ist, aufzuzeigen, dass sich der stationäre Einzelhandel nicht in einem Wettbewerb mit dem Online-Handel befindet, sondern dass beide Vertriebswege da am besten funktionieren, wo sie sich perfekt ergänzen.“ Der Handel vor Ort sehe sich gerade mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, umso wichtiger sei es, dass auch Städte, Kommunen und Politik aktiv an der Gestaltung zukunftsfähiger Innenstädte und Stadtteile mitarbeiteten. „Deswegen sehen wir es als eindeutiges und positives Signal, dass wir am heutigen Abend nicht nur viele lokale Händler und Dienstleister, sondern auch hochrangige Vertreter der Städte und Landkreise unter den über 150 Teilnehmern begrüßen durften“, so Achten abschließend.

Einmal im Jahr organisiert der Rheinische Einzelhandels- und Dienstleistungsverband gemeinsam mit den Sparkassen der Region die Traditionsveranstaltung „Unternehmer im Dialog“. Im Fokus stehen dabei nicht nur Networking und Austausch, sondern auch stets ein brand-aktuelles Thema. In diesem Jahr lud der Rheinische Einzelhandels- und Dienst-leistungsverband gemeinsam mit der Stadtsparkasse Mönchengladbach und in Kooperation mit der Rheinischen Post zum Vortrag von Boris Hedde, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung (IFH) Köln, in die Stadtsparkasse Mönchengladbach ein. Unter den über 150 Gästen waren neben zahlreichen Unternehmern u.a. der Landrat des Rhein-Kreis Neuss, Hans-Jürgen Petrauschke, zahlreiche Kommunalpolitiker der Region sowie Vertreter des Wirtschaftsministeriums NRW, der Wirtschaftsförderungsgesellschaften und der Industrie- und Handelskammern.